Kennen Sie das Gefühl, völlig erschöpft zu sein, obwohl Sie doch „eigentlich“ nichts anders machen als sonst? Sie funktionieren, erledigen Ihre Aufgaben, kümmern sich um andere – und doch fühlt es sich so an, als ob Ihnen mit jedem Tag ein Stück mehr Energie fehlt.
Vielleicht ist es nicht einmal etwas, das Sie bewusst bemerkt haben. Es hat sich langsam eingeschlichen: Die Müdigkeit, die Anspannung, dieses Gefühl, dass alles zu viel ist. Früher konnten Sie das noch wegstecken, haben einfach weitergemacht. Aber jetzt? Jetzt fehlt Ihnen die Kraft. Und trotzdem ziehen Sie durch, weil Sie es so gewohnt sind. Weil andere Sie brauchen. Weil Sie sich nicht vorstellen können, einfach mal auszusteigen.
Und vielleicht spüren Sie tief in sich eine leise Stimme, die sagt: „So kann es nicht weitergehen.“
Doch was dann? Einfach „mehr auf sich achten“? „Sich Pausen gönnen“? „Grenzen setzen“? Das klingt alles schön – aber wenn es so einfach wäre, dann hätten Sie es längst getan.
Sie sind ein Mensch, der viel gibt. Wahrscheinlich merken Sie das gar nicht bewusst, denn es ist einfach Ihre Art. Sie sind aufmerksam, spüren, wenn jemand Ihre Hilfe braucht, und übernehmen Verantwortung, oft ganz selbstverständlich.
Vielleicht hören Sie oft, dass Sie ein „Fels in der Brandung“ sind. Jemand, auf den man sich verlassen kann. Der stark ist.
Aber wer ist für Sie da? Wer hält Sie, wenn Sie nicht mehr können?
Und vor allem: Dürfen Sie überhaupt mal „nicht mehr können“?
Oft liegt genau hier das Problem. Es fühlt sich nicht wie eine echte Option an, sich zurückzunehmen. Vielleicht weil Sie es nie gelernt haben. Weil es sich falsch anfühlt, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Weil da diese tiefe Überzeugung ist, dass die Welt sonst nicht rundläuft.
Doch was passiert, wenn Sie immer nur geben – und sich selbst dabei vergessen?
Dann brennen Sie aus. Nicht, weil Sie zu schwach sind. Nicht, weil Sie zu wenig Kraft haben. Sondern weil kein Mensch auf Dauer nur geben kann, ohne sich selbst aufzuladen.
Wann haben Sie das letzte Mal wirklich gespürt, wie es Ihnen geht?
Nicht nur auf die Frage „Wie geht’s?“ mit „Passt schon“ geantwortet, sondern wirklich nach innen gefühlt?
Viele empathische Menschen haben eine erstaunliche Fähigkeit: Sie nehmen die Bedürfnisse anderer deutlicher wahr als ihre eigenen. Vielleicht haben Sie das früh gelernt – als Kind, als Jugendliche, in Ihrer Familie oder durch Erfahrungen, die Sie geprägt haben.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass es sicherer war, für andere zu sorgen, als selbst Bedürfnisse zu haben. Dass Sie es gewohnt sind, sich anzupassen, zu funktionieren, stark zu sein. Und vielleicht fühlen Sie sich jetzt so erschöpft, weil Ihr eigenes inneres System Sie schon lange warnt: „Du kannst nicht mehr nur für andere da sein. Es ist Zeit, auch für dich da zu sein.“
Es geht nicht um Tipps – es geht um einen neuen Blick auf sich selbst
Es geht nicht darum, jetzt einfach eine Liste an Ratschlägen abzuarbeiten.
Denn wahrscheinlich wissen Sie längst, dass Sie Pausen brauchen, dass Sie sich selbst wichtiger nehmen sollten. Und trotzdem passiert es nicht.
Warum? Weil es nicht einfach darum geht, etwas zu tun – sondern darum, eine ganz neue Haltung zu sich selbst zu entwickeln.
Und das beginnt mit einer einzigen Frage:
Was wäre, wenn Sie genauso wichtig sind wie alle anderen?
Was wäre, wenn Sie genauso viel Fürsorge verdient haben, wie Sie sie geben?
Was wäre, wenn Sie sich selbst mit der gleichen liebevollen Aufmerksamkeit begegnen würden, mit der Sie für andere da sind?
Vielleicht fühlt sich das ungewohnt an. Vielleicht regt sich sofort der Gedanke: „Aber dann bin ich doch egoistisch.“
Doch ist das wirklich wahr?
Wären Sie egoistisch, wenn Sie atmen, bevor Sie jemand anderem Sauerstoff geben?
Wären Sie egoistisch, wenn Sie sich ausruhen, damit Sie wieder Kraft haben?
Wären Sie egoistisch, wenn Sie sich selbst mit der gleichen Güte behandeln, die Sie so selbstverständlich für andere aufbringen?
Ein erster kleiner Schritt zurück zu sich selbst
Vielleicht fühlt sich das alles gerade noch weit weg an. Vielleicht denken Sie, dass es unmöglich ist, aus diesem Kreislauf auszubrechen.
Aber Sie müssen nicht sofort Ihr ganzes Leben umkrempeln. Es reicht, wenn Sie mit einer kleinen Sache beginnen.
Vielleicht ist es ein Moment der Stille, in dem Sie sich fragen: „Wie geht es mir wirklich?“
Vielleicht ist es ein einziger Tag, an dem Sie bewusst darauf achten, wie oft Sie sich selbst übergehen.
Vielleicht ist es eine Entscheidung, heute Abend nicht mehr die Erschöpfung wegzuschieben, sondern sie als das zu sehen, was sie ist: ein Signal, dass Sie sich selbst nicht mehr überhören sollten.
Denn es gibt einen Weg zurück zu sich selbst.
Nicht mit Druck, nicht mit Perfektionismus, sondern mit einem ersten, liebevollen Schritt.
Und vielleicht ist genau jetzt der Moment, diesen Schritt zu machen.
Schön, dass Sie hier sind.
Ihre Stefanie Trilling
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie – Düsseldorf