Vielleicht haben Sie sich schon oft gefragt, warum es Ihnen so schwerfällt, für sich selbst zu sorgen. Warum Sie immer für andere da sind, aber sobald es um Ihre eigenen Bedürfnisse geht, innerlich eine unsichtbare Blockade spüren.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass Sie zwar wissen, dass Sie sich mehr um sich selbst kümmern sollten – aber wenn es darauf ankommt, tun Sie es nicht.
Und vielleicht fragen Sie sich: Warum ist das so? Warum kann ich mich nicht einfach selbst wichtiger nehmen?
Die Antwort liegt tief in uns – in den Glaubenssätzen, die wir über uns selbst und unsere Rolle in der Welt verinnerlicht haben.
Glaubenssätze sind Überzeugungen, die tief in unserem Inneren gespeichert sind. Oft sind sie uns gar nicht bewusst, aber sie bestimmen, wie wir uns selbst sehen, wie wir uns verhalten und was wir für möglich halten.
Gerade in Bezug auf Selbstfürsorge und Selbstwert gibt es einige Glaubenssätze, die uns regelrecht davon abhalten, gut für uns selbst zu sorgen.
Vielleicht klingen einige davon vertraut:
• „Ich muss stark sein.“
• „Ich bin nur wertvoll, wenn ich für andere da bin.“
• „Es ist egoistisch, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.“
• „Ich darf niemanden enttäuschen.“
• „Wenn ich Nein sage, werde ich nicht mehr geliebt.“
• „Ich muss erst leisten, bevor ich mir etwas gönnen darf.“
Diese Überzeugungen sind oft tief in unserer Kindheit entstanden. Vielleicht haben wir sie von unseren Eltern übernommen, vielleicht wurden sie uns indirekt durch Erfahrungen beigebracht.
Ein Kind, das früh lernt, dass es Anerkennung bekommt, wenn es sich anpasst, wird als Erwachsener oft Schwierigkeiten haben, eigene Grenzen zu setzen.
Ein Kind, das erlebt, dass die eigenen Bedürfnisse als „unwichtig“ abgetan werden, wird später vielleicht selbst das Gefühl haben, keine Zeit für sich beanspruchen zu dürfen.
Ein Kind, das Verantwortung übernehmen musste, weil es keine andere Wahl hatte, trägt dieses Muster oft ein Leben lang mit sich herum.
So entstehen innere Regeln, nach denen wir unbewusst handeln – auch wenn sie uns schaden.
Wie Glaubenssätze uns ausbrennen lassen:
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine unsichtbare Liste in Ihrem Kopf, die bestimmt, was Sie dürfen und was nicht.
Wenn dort steht: „Ich darf mir erst eine Pause gönnen, wenn alles erledigt ist“ – wann kommen Sie dann jemals zur Ruhe?
Wenn dort steht: „Ich muss für andere da sein, sonst bin ich nicht liebenswert“ – wann bleibt dann noch Platz für Sie selbst?
Diese Glaubenssätze steuern uns, ohne dass wir es merken. Sie sind wie ein Autopilot, der uns in Richtung Selbstaufgabe lenkt, auch wenn unser Körper und unsere Seele längst Alarm schlagen.
Und so brennen wir aus. Nicht, weil wir zu wenig Kraft haben. Sondern weil wir gegen innere Regeln kämpfen, die uns gar nicht erlauben, für uns selbst zu sorgen.
Der wichtigste Schritt, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist Bewusstsein.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und fragen Sie sich:
• Welche Sätze über mich selbst und meinen Wert begleiten mich in meinem Alltag?
• Was glaube ich über Selbstfürsorge? Fühlt sie sich für mich erlaubt an – oder eher wie ein Luxus?
• Gibt es Situationen, in denen ich mich bewusst nicht für mich entscheide? Welche Gedanken tauchen dann auf?
Oft reicht es schon, diese Überzeugungen bewusst zu machen, um zu erkennen, wie sehr sie uns steuern.
Denn das Entscheidende ist: Glaubenssätze sind nicht die Wahrheit – sie sind nur erlernte Muster. Und das bedeutet: Sie können verändert werden.
Wenn Sie merken, dass ein bestimmter Glaubenssatz Sie ausbremst, stellen Sie sich die Frage: Ist das wirklich wahr?
Wenn Sie zum Beispiel den Gedanken haben: „Ich muss für andere da sein, sonst bin ich nicht liebenswert“ – dann fragen Sie sich:
• Gibt es Beweise dafür, dass ich nur dann wertvoll bin, wenn ich für andere sorge?
• Bin ich weniger liebenswert, wenn ich für mich selbst sorge?
• Kenne ich Menschen, die sich gut um sich selbst kümmern und trotzdem geliebt werden?
Je mehr Sie diese inneren Regeln hinterfragen, desto mehr lockern sie sich.
Und dann können Sie anfangen, neue, gesündere Überzeugungen zu entwickeln.
Zum Beispiel:
• „Ich darf mir Pausen gönnen – und ich bin trotzdem ein guter Mensch.“
• „Ich bin wertvoll, auch wenn ich nicht ständig für andere da bin.“
• „Meine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die der anderen.“
• „Selbstfürsorge ist keine Schuld, sondern eine Verantwortung mir selbst gegenüber.“
Diese neuen Gedanken sind am Anfang vielleicht ungewohnt. Sie fühlen sich fremd an.
Aber genau wie die alten Glaubenssätze sich über Jahre in Ihnen verankert haben, können Sie jetzt neue, stärkende Überzeugungen in sich wachsen lassen.
Jeden Tag ein kleines Stück.
Es beginnt mit einer Entscheidung für sich selbst!
Vielleicht fühlt sich der Gedanke, sich selbst wichtiger zu nehmen, noch fremd oder sogar unangenehm an.
Aber stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie sich selbst mit der gleichen Güte und Fürsorge begegnen würden, die Sie anderen so selbstverständlich schenken.
Was wäre dann anders?
Was würde sich in Ihrem Leben verändern, wenn Sie beginnen würden, an Ihren eigenen Wert zu glauben – unabhängig davon, wie viel Sie für andere tun?
Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, einen ersten kleinen Schritt zu machen.
Nicht perfekt, nicht mit Druck, sondern einfach mit der Entscheidung:
„Ich bin genauso wichtig wie alle anderen. Und ich darf lernen, mich selbst mit Liebe und Fürsorge zu behandeln.“
Schön, dass Sie hier sind.
Ihre Stefanie Trilling
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie – Düsseldorf