Vielleicht kennen Sie das:
Sie wachen morgens auf, aber anstatt sich auf den Tag zu freuen, spüren Sie nur Leere.
Sie erledigen Ihre Aufgaben, funktionieren, sind freundlich – aber innerlich fühlt es sich an, als wären Sie längst nicht mehr richtig dabei.
Manchmal fragen Sie sich:
„Was ist eigentlich los mit mir?“
„Ich habe doch alles – warum fühle ich mich trotzdem so leer?“
Wenn es Ihnen so geht, sind Sie nicht allein.
Und: Es gibt dafür Gründe, die nichts mit persönlichem Versagen zu tun haben.
Warum Depression oft viel früher ihren Ursprung hat – ohne dass wir es merken
Wenn wir über Depression sprechen, denken viele an große, traumatische Erlebnisse.
Aber die Wahrheit ist:
Manchmal entsteht die Grundlage für eine spätere Depression einfach aus ganz „normalen“ Lebenssituationen in der Kindheit.
Vielleicht waren Ihre Eltern oft gestresst.
Vielleicht hatten sie eigene Sorgen – Finanziell, Beruflich, Krankheit, Verlust, Trennung,….
Vielleicht war einfach nicht genug Zeit oder Raum da, um Ihre Bedürfnisse als Kind wirklich wahrzunehmen.
Nicht, weil Ihre Eltern Sie nicht geliebt hätten.
Sondern weil sie auch Menschen sind.
Weil das Leben manchmal einfach überfordert.
Und so lernten viele von uns – ohne es bewusst zu merken – dass ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse nicht so wichtig sind.
Die Grundbedürfnisse, die in uns leben
Jeder Mensch trägt tief in sich ein paar ganz grundlegende Bedürfnisse.
Sie gehören einfach zum Menschsein dazu:
Das Bedürfnis nach Bindung: Wir wollen dazugehören, angenommen sein, geliebt werden.
Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle: Wir möchten verstehen, was passiert, und das Gefühl haben, unser Leben mitgestalten zu können.
Das Bedürfnis nach Selbstwert: Wir wollen das Gefühl haben, dass wir gut genug sind, dass wir wichtig sind.
Das Bedürfnis nach Freude und Sicherheit: Wir möchten schöne Erfahrungen machen und Schmerz vermeiden.
Wenn diese Bedürfnisse immer wieder unerfüllt bleiben – nicht aus böser Absicht, sondern einfach, weil das Leben so spielt – dann fangen wir an, uns anzupassen.
Wir werden leise.
Wir funktionieren.
Wir stellen uns selbst hinten an.
Und irgendwann, Jahre später, fragen wir uns:
„Warum spüre ich mich eigentlich nicht mehr richtig?“
Wie sich das im Leben anfühlen kann
Vielleicht erkennen Sie sich in einigen dieser Situationen wieder:
Sie geben sich Mühe, es allen recht zu machen – aber tief drinnen fühlen Sie sich oft nicht gesehen.
Sie vermeiden es, eigene Wünsche zu äußern – aus Angst, damit etwas kaputtzumachen.
Sie zweifeln schnell an sich selbst, wenn etwas nicht perfekt läuft.
Sie spüren kaum noch, was Ihnen eigentlich Freude macht.
Sie machen und machen – aber das Loch in Ihnen wird nicht kleiner.
Das sind nicht einfach „Macken“ oder „Charakterschwächen“.
Es sind Schutzstrategien, die irgendwann einmal wichtig waren – und die heute vielleicht nicht mehr passen.
Und irgendwann kommt die Erschöpfung
Wenn wir über lange Zeit unsere eigenen Bedürfnisse übergehen, wenn wir zu oft „Ja“ sagen, obwohl wir „Nein“ fühlen, wenn wir uns immer wieder selbst zurückstellen – dann wird das System müde.
Unser Körper, unser Herz, unser Geist sagen irgendwann: „So geht es nicht mehr.“
Und manchmal nennt man diesen Zustand dann: Depression.
Woran Sie erkennen können, dass es Zeit ist, genauer hinzusehen
Sie fühlen sich oft leer, traurig oder gereizt – ohne klaren Grund.
Dinge, die Ihnen früher Freude gemacht haben, lassen Sie kalt.
Sie sind erschöpft, auch wenn Sie genug schlafen.
Sie wachen früh auf – oft viel zu früh – und können nicht mehr einschlafen.
Sie ziehen sich zurück, obwohl Sie sich eigentlich nach Nähe sehnen.
Körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Magenprobleme treten auf – ohne organische Ursache.
Sie haben das Gefühl, dass Ihnen alles zu viel ist – selbst Kleinigkeiten.
Wenn Sie sich in einigen dieser Punkte wiedererkennen:
Es ist in Ordnung, sich Hilfe zu holen.
Was Sie jetzt tun können
Wichtig ist der erste Schritt: sich jemandem anzuvertrauen.
Das kann sein:
Hausarzt/Hausärztin – hier kann Hilfe vermittelt werden
Psychotherapeutische Praxen – auch Heilpraktiker für Psychotherapie können ein erster Schritt sein
Beratungsstellen in Ihrer Region
Die Telefonseelsorge (0800 1110111 oder 0800 1110222) – anonym und rund um die Uhr
Die App „Hilfe-Kompass“ der Deutschen Depressionshilfe, um lokale Angebote zu finden
Selbsthilfegruppen – vor Ort oder online
Bitte glauben Sie mir: Sie sind nicht allein. Und Sie müssen da nicht allein durch.
Ihre Gefühle machen Sinn
Wenn Sie an einer Depression leiden oder sich auf dem Weg dorthin fühlen, bedeutet das nicht, dass Sie falsch sind.
Es bedeutet, dass Ihre tiefsten Bedürfnisse lange übergangen wurden.
Und dass es jetzt Zeit ist, sich ihnen zuzuwenden.
Sie müssen nicht perfekt sein.
Sie müssen nicht stark sein im Sinne von „alles alleine schaffen“.
Stark sein heißt manchmal: sich selbst wieder ernst nehmen.
Und das dürfen Sie.
Ausblick: Was passiert eigentlich bei einer Depression im Gehirn?
Im nächsten Artikel schauen wir uns an, was im Inneren passiert – auf biologischer Ebene – wenn eine Depression entsteht.
Denn je besser wir verstehen, was in uns geschieht, desto leichter wird es, den Weg in Richtung Heilung zu finden.
Schön, dass Sie hier sind.
Herzlichst,
Ihre Stefanie Trilling
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie – Düsseldorf