Warum es heilsam ist, sich selbst wieder zu begegnen
Wir alle tragen sie in uns – diese leisen Stimmen, die uns antreiben, uns zurückhalten, uns überfordern. Oft sind sie so vertraut geworden, dass wir sie kaum noch bemerken. Und doch bestimmen sie unser Leben:
„Reiß dich zusammen.“
„Du musst erst etwas leisten.“
„Fehler sind Schwäche.“
Es sind innere Überzeugungen, die wir früh gelernt haben – meist in der Kindheit. Damals waren sie vielleicht sogar hilfreich, um Zugehörigkeit zu sichern, Konflikte zu vermeiden, Sicherheit zu spüren. Heute aber führen sie uns oft in ein Leben, das nicht wirklich unseres ist.
Wenn Schutzstrategien unser Leben lenken
Aus diesen Überzeugungen heraus entwickeln wir Bewältigungsmechanismen – unbewusste Strategien, mit denen wir uns anpassen, schützen oder beruhigen:
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Wir sagen Ja, obwohl wir ein klares Nein fühlen.
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Wir leisten weiter, obwohl wir innerlich erschöpft sind.
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Wir streben nach Perfektion, um Fehler und Kritik zu vermeiden.
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Wir greifen zu Essen, Alkohol, Medien oder Arbeit, um inneren Druck zu dämpfen.
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Wir überhören unsere Grenzen, ignorieren unsere Bedürfnisse, vermeiden echte Nähe.
Diese Strategien sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind Spuren gelebter Intelligenz. Ein Ausdruck dessen, wie wir gelernt haben, in dieser Welt zu überleben. Doch sie haben einen Preis: Sie entfremden uns von uns selbst.
Dauerstress, Selbstoptimierung – und das stille Gefühl, nicht genug zu sein
Viele Menschen, die zu mir in die Praxis kommen, berichten von Daueranspannung, dem Gefühl, nie wirklich zur Ruhe zu kommen. Sie sind erschöpft, innerlich getrieben – und doch unfähig, einfach „nur zu sein“, ohne etwas tun zu müssen.
Hinter all dem liegt häufig ein innerer Glaubenssatz wie:
„Ich bin nur dann wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
„Ich darf keine Fehler machen.“
„Ich muss immer stark sein.“
Diese Überzeugungen führen nicht selten zu Burnout, depressiven Episoden oder Suchtverhalten – weil unser System irgendwann nicht mehr kann. Und genau hier beginnt die Einladung zur Heilung:
Der heilsame Weg beginnt mit Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl bedeutet nicht, sich gehen zu lassen.
Es bedeutet, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit, dem gleichen Respekt und der gleichen Fürsorge zu begegnen, wie wir es einem geliebten Menschen gegenüber tun würden.
Der Weg zurück zu uns selbst beginnt, wenn wir aufhören, uns zu optimieren – und anfangen, uns ehrlich und mitfühlend zu begegnen.
Und jetzt?
Wenn Sie spüren, dass Sie sich oft selbst verlieren – im Funktionieren, im Anpassen, im „Durchhalten“ – dann ist das kein persönliches Versagen. Es ist ein Zeichen dafür, dass Ihr System gelernt hat so zu überleben.
Und vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, nicht mehr nur zu überleben,
sondern zu leben – mit sich selbst, in Ihrem Tempo, mit Ihrem Herzen.
Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen.
Therapie, Selbsterfahrung und das achtsame Erforschen Ihrer inneren Überzeugungen können Ihnen helfen, sich selbst wieder zu spüren.
Nicht als Projekt. Sondern als Mensch.
Schön, dass Sie hier sind.
Herzlichst,
Ihre Stefanie Trilling
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie – Düsseldorf