Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt:
- Warum sage ich so oft „Ja“, obwohl ich „Nein“ meine?
- Warum fühle ich mich oft überfordert – selbst bei kleinen Dingen?
- Warum gerate ich immer wieder in ähnliche Konflikte – sei es mit meinem Partner, im Job oder mit Freunden?
Vielleicht kennen Sie es, dass Sie sich am Ende eines Tages erschöpft fühlen – obwohl Sie „doch nichts Großes“ gemacht haben. Oder dass Sie immer wieder auf die gleiche Weise reagieren – selbst dann, wenn Sie sich eigentlich anders verhalten wollen.
Wenn Sie sich hier wiedererkennen, dann liegt das nicht daran, dass Sie „schwach“ sind oder „falsch“. Es liegt daran, dass Sie – wie wir alle – Muster und Strategien entwickelt haben, um sich in der Welt zurechtzufinden. Und diese Muster haben ihren Ursprung oft viel früher, als wir denken.
Von klein auf lernen wir, wie die Welt funktioniert – und was wir tun müssen, um darin sicher und geliebt zu sein. Das geschieht ganz unbewusst. Oft sind es kleine Erfahrungen, die sich über die Jahre aufbauen:
- Wenn ein Kind für gute Noten gelobt wird, aber bei schlechten Noten geschimpft wird, kann es lernen: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
- Wenn Eltern selbst gestresst sind und wenig Zeit haben, kann ein Kind den Eindruck bekommen: „Meine Bedürfnisse sind nicht so wichtig.“
- Wenn ein Elternteil krank ist und das Kind immer „brav“ und „hilfsbereit“ sein muss, könnte es daraus mitnehmen: „Ich darf keine Probleme machen.“
Solche Erfahrungen sind oft keine böse Absicht der Eltern. Doch für uns als Kinder formen sie sich zu inneren Überzeugungen, die wir tief in uns speichern – und die auch als Erwachsene noch unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen.
Wenn wir als Kinder lernen, dass wir nur dann Zuwendung erhalten oder Ärger vermeiden, wenn wir brav, fleißig oder still sind, dann entwickeln wir Muster, die uns später oft im Weg stehen:
Das „Ich-muss-leisten“-Muster
Anna arbeitet oft bis spät in die Nacht. Sie sagt „Ja“ zu Überstunden, hilft Kolleg*innen, übernimmt neue Projekte. Aber am Abend ist sie erschöpft. Und sie fragt sich, warum sie nie wirklich zur Ruhe kommt.
Das „Ich-bin-nicht-wichtig“-Muster
Markus geht kaum noch unter Leute. Freunde melden sich – aber er sagt Treffen oft ab. Er hat das Gefühl, niemand würde sich wirklich für ihn interessieren.
Das „Ich-muss-perfekt-sein“-Muster
Sabine ist im Haushalt extrem ordentlich. Sie plant alles genau, hat Listen für alles. Wenn etwas nicht perfekt läuft, macht sie sich Vorwürfe.
1. Erkennen Sie Ihre typischen Muster
- Beobachten Sie Ihren Alltag: Gibt es Situationen, in denen Sie sich oft gestresst, ängstlich oder angepasst fühlen?
- Notieren Sie sich typische Gedanken, die dabei in Ihnen aufkommen:
- „Ich muss das richtig machen.“
- „Ich darf niemanden enttäuschen.“
2. Nehmen Sie Ihre Gedanken bewusst wahr – ohne ihnen zu folgen
- Wenn Sie einen dieser Gedanken bemerken, sagen Sie sich innerlich:
- „Ah, ich nehme gerade wahr, dass ich den Gedanken habe: ‚Ich muss alles richtig machen.‘“
- „Ich nehme wahr, dass ich den Gedanken habe: ‚Ich darf niemanden enttäuschen.‘“
- Indem Sie den Gedanken so benennen, schaffen Sie einen kleinen Abstand zu ihm.
- Erinnern Sie sich: Nur weil ein Gedanke da ist, bedeutet das nicht, dass er wahr ist – und es bedeutet auch nicht, dass Sie ihm folgen müssen.
3. Üben Sie neue Wege – ganz langsam
- Sagen Sie in einer kleinen Situation „Nein“, wenn es sich richtig anfühlt.
- Nehmen Sie sich eine kleine Pause – auch wenn Ihr innerer Kritiker flüstert „Sei nicht faul.“
- Teilen Sie einer vertrauten Person mit, wie es Ihnen geht – auch wenn die innere Stimme sagt „Belaste niemanden.“
4. Seien Sie sanft zu sich
- Diese alten Muster haben sich über Jahre entwickelt.
- Es ist normal, dass Veränderung Zeit braucht.
- Jedes Mal, wenn Sie bewusst anders handeln, schaffen Sie ein kleines, neues Erlebnis – und Ihr Gehirn lernt dazu.
Sie sind kein „Problem“. Sie sind ein Mensch, der gelernt hat, auf eine bestimmte Weise zu überleben. Aber Sie dürfen neue Wege gehen. Sie dürfen sich selbst Raum geben, sich selbst wichtig nehmen. Und das ist keine Schwäche – das ist Selbstfürsorge.
Bleiben Sie bei sich. Der Weg beginnt dort, wo Sie sich selbst wieder zuhören.
Schön, dass Sie hier sind.
Herzlichst,
Ihre Stefanie Trilling
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie – Düsseldorf